Ausstellung "Was ist mit der Kraft der Christen los?"

Auf die Tafeln hat IGADiM seine Geschichte geschrieben.
Auf die Tafeln hat IGADiM seine Geschichte geschrieben.

Vom 2. bis 29. März 2012

Ausstellung "Was ist mit der Kraft der Christen los?"

Recklinghausen.

Vom 2. bis 29. März 2012 sind in der Propsteikirche St. Peter in Recklinghausen Werke des Künstlers IGADiM zu sehen. Der Beuys-Schüler stellt Beispiele aus mehr als 30 Jahren seines Schaffens aus.

Es ist 40 Jahre her, dass der Künstler Wolfgang Wendker ein Erlebnis hatte, das er selbst als eine Art Epiphanie – Erscheinung – einordnet. "Erst danach befasste ich mich intensiver mit dem christlichen Gedankengut und mit der Bibel", erklärt er im Gespräch mit Werner Knoor, der Wendker für eine Ausstellung in der Recklinghäuser Propsteikirche verpflichtet hat. Sie zeigt, wie ein kurzer Augenblick prägend für das gesamtes Werk Wendkers wurde, obwohl er lange Zeit niemanden davon erzählte.

Erst nach vielen Jahren berichtete Wendker als erstem *1 und für lange Zeit einzigem Menschen seinem Lehrer Joseph Beuys von diesem besonderen Moment. Beuys hatte den Hertener an die Kunstakademie nach Düsseldorf eingeladen. 1973 schloss der Meisterschüler dort sein Studium ab.

Blickt man heute auf die Themen der Skulpturen und Aktionen, die den gebürtigen Hertener seitdem beschäftigen, findet man aber mindestens eine Facette dieses Motivs in all seinen Arbeiten. "Was ist mit der Kraft der Christen los?", fragt Wendker nun in der Kirchenausstellung.

Der Künstler, der sich selbst den Namen IGADiM gab – er steht für "Ich Glaube An Die Menschen" –, sieht die Menschen des 21. Jahrhunderts in der Glaubenskrise und damit auch die Kirche. Er selbst fühlt sich sicher in der Zuversicht, "dass wir Menschen unsere geistigen Begleiter haben" und dass es eine Welt nach dem Tod geben wird.

Dass seine Ausstellung mit Beispielen aus mehr als 30 Jahren seines Schaffens in der Kirche stattfindet, scheint ihm fast logische Folge zu sein, so wie für Werner Knoor, der den heute in Haltern lebenden Künstler nach St. Peter geholt hat. Knoor, bis vor kurzem Diakon in der Propsteigemeinde, hat in St. Peter die Ausstellungsreihe "Dialog – Kirche und Kunst" begründet. Als er den heute 69-jährigen Künstler IGADiM kennenlernte und sich mit seinem Werk beschäftigte, war für ihn klar: "Er setzt den Menschen und die Schöpfung in den Mittelpunkt und zeigt ihn über die Alltagserfahrung hinaus als geistiges Wesen." Ein ideales Zusammenspiel, um auch mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, die sonst eigentlich nichts mit Kirche zu tun haben", findet der Priester, der die Ausstellungsreihe weiter begleitet, obwohl er mittlerweile Kaplan in Münster-Hiltrup ist.

Die Exponate in der Petruskirche können nur einen Ausschnitt aus dem umfassenden Werk spiegeln, das sich für IGADiM aus dem Lichterlebnis fast wie von selbst ergeben hat. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen zwei goldene Tafeln. Sie werden auf der ehemaligen Orgelempore der Kirche zu sehen sein. IGADiM hat darauf niedergeschrieben, wie er sein Lichterlebnis im Jahr 1972 empfand, aus dem er bis heute Kraft und Zuversicht schöpft.

Zu sehen sind auch Skulpturen und Dokumentationen von Aktionen, die in den darauf folgenden Jahren entstanden. Es geht ihm darum, Verbindungen zu schaffen von seinem persönlichen geistigen Erleben zu den Menschen. Das scheint schwierig und selbst für Kunstinteressierte manchmal schwer verständlich. Doch manche Dinge erklären sich den Menschen, indem IGADiM sie einfach teilhaben lässt, so wie in seiner Aktion "open blue line, two flames and a golden sign", die parallel in Recklinghausen und der argentinischen Metropole Buenos Aires stattfand. Genau am Mittelpunkt der Distanz zwischen den Städten, ließ er eine Kiste mit Skulpturen im Meer versenken. "Ich habe bei dieser Aktion hochsensible Menschen getroffen, die mich unterstützt haben", berichtet IGADiM. Vielleicht habe der Kapitän des Schiffs, auf dem die Kiste zur Mitte zwischen beiden Kunstorten befördert wurde, zuerst an einen Scherz geglaubt. Aber er habe sein Anliegen dann doch aus voller Überzeugung umgesetzt, erinnert sich der Künstler.

So wie diese Kunstaktion finden sich viele Momente seiner künstlerischen Arbeit in der Ausstellung wieder. Sie stellen Sonne und Erde in besonderer Weise dar, werfen Fragen nach Glaube, Religion und dem menschlichen Dasein auf und nach dem Umgang der Menschen miteinander.

Dass von allen diesen Projekten wenigstens ein Faden zurück ins Jahr 1972 führt, will IGADiM den Besuchern erklären. Seine Botschaft: Es gibt zwei Welten für die Menschen, auch nach dem Tod findet geistiges Leben auf anderer Ebene eine Fortsetzung. Räume, die das symbolisieren, spielen in seiner Arbeit schon immer eine zentrale Rolle. "Man muss es entschlüsseln", sagt Wendker. Vielleicht wird sein größtes Projekt "Der blaue Vulkan – Kunstwerk Erde", ein begehbares Kunstwerk, das er auf der Insel Lanzarote realisieren wollte, nie gebaut. Künstlerische Impulse bekommt es aber ständig aufs Neue.

Text: Martina Möller | Foto: Peter Kallwitz in Kirche+Leben
27.02.2012

 

*1 Anderen Menschen erzählte IGADiM schon Jahre früher davon. Beuys im Jahre 1980. Während der Autofahrt von Marl nach Düsseldorf.