Zwei Notizblätter vom 3.2.94

 

Darauf steht folgendes :

Mir ging es schlecht, ich fiel immer tiefer, „ Schüttelfrost .“
„ Ich kenne keinen Namen ! Ich kenne keinen Namen ! “- rief ich verzweifelt, ich wußte nicht, an wen ich mich wenden konnte. Da erschien mir das Bild von Edward Munch vor Augen : „ Der Schrei !“ - ( auf der Brücke )
Der offene Mund dieses Mädchens. „ Ich kann nicht einmal schreien ! “ Wie auch so „ alleingelassen “, wie dieses Mädchen auf der Brücke, das kann ich gar nicht sein. Bin ich nicht. Ich sprach zu Christus, der so weit weg - da ist, vielleicht auch ganz nah. „ Wie müssen Menschen leiden ! Noch so so viel leiden ! Auch andere ! Du hast einen Namen ; Christus ! Ich weiß. Für mich bist Du da. Und wie hast Du gelitten ! Und in „ mein Ohr “ kam der Name : IGADiM . Ja, - ich mußte laut lachen, voller Traurigkeit dabei. - Ja, es stimmt ! Ich kenne einen Namen : „ Ich glaube an die Menschen ! “ Und sofort tauchten Gesichter von Bekannten auf, von Menschen. Die Tränen traten mir in die Augen. Der „ Schüttelfrost “ meines Körpers war vorbei. Die Krise „ geläutert “. Es wurde heller für mich.
Danke ! Ich habe viel dazu gelernt ! Und hoffe, daß ich es besser zu tragen weiß.



 

Edward Munch
" Der Schrei "

Aus dem Jahr 1893, Pastell auf Karton,
74 x 56 cm.

Munch schrieb zu dem Bild :

"Die Sonne sank, auf einmal wurde der Himmel
rot wie Blut und Wehmut befiel mich.
Ich stand still, lehnte mich an das Geländer,
müde bis zum Tode.
Ü ber dem blauschwarzen Fjord und der Stadt lag
der Himmel wie Blut und Feuerzungen ...
ich stand allein, bebend vor Angst.
Mir war, als ginge ein mächtiger Schrei durch
die Natur."

Das erste Mal von mir gelesen in München,
Buchhandlung, am 13. 9. 2002
(Siehe oben)