Der Pott

 

Künstler, kommst du aus dem Ruhrgebiet ..... Hier sind die Türen zu ! Aktion : >Eine Prise Roststaub übers Ruhrgebiet<
" Laßt´ die Türen zu, ich komme von oben , streue Euch was auf´s Dach" !

 

Bei der Vorstellung des Projektes: „ KUNSTWERK ERDE - Der Blaue Vulkan - Skulptur für eine Insel “, beim

Kommunalverband Ruhrgebiet,

wobei um die Mitgestaltung des KVR zur Teilnahme der Partnerstädte geworben wurde, stellte jemand aus dem Kreis, gelangweilt, die einzige Frage :

„ Weshalb denn gerade das Ruhrgebiet ? “

Das klang wie ein Vorwurf, daß sie überhaupt angesprochen wurden, evtl.das Projekt zu unterstützen. Mir ging ihr „ heißer Werbespruch “ durch den Kopf :

Der Pott kocht. Ich dachte : Mit kaltem Wasser.

 

Der Künstler hat sich damit abzufinden, wenn geschrieben steht , zB. zur Skulptur Luminata Alterna ,in Recklinghausen :

„ Das teuerste und überflüssigste Loch der Festspielstadt “.

Oder:

zur Aktion: „ Open blue line, two flames and a golden sign “

„ Des Kaisers neue Kleider “. „ Eine Eulenspiegelei, oder Schlimmeres “.

Man heult aber auf, steht auf einem Schild von IGADiM :

 

„ Es ist leichter, mit dem Fahrrad zum Mond zu fahren, als hier was zu bewirken."

 

Nicht, daß da keine Bewegung wäre, geschimpft wurde häufig an der Luminata Alterna, viele wollten sie beseitigt sehen, abgerissen, aus der Erde entfernt.

 

Die Entscheidung dazu war schon gefallen, abgesegnet von Oberster Stelle ! Gerade noch konnte der Abriß verhindert werden, in letzter Minute, durch „ Zufall “ wurde das Vorhaben bekannt.

 

Droht der Abriß der Luminata Alterna immer noch?

Die Frage stellt sich, auch die : Wo waren sie denn, die „ Kunstliebhaber “, die wegduckten, als es Auseinandersetzungen gab !? Es ist kaum zu glauben, daß trotz dieser Vergangenheit , als unliebsame Bücher usw. verbrannt wurden, heute noch in ähnlicher Weise so etwas geschieht ! Wäre die Luminata Alterna aus Holz, ganz sicher hätte man sie angesteckt ! Diese Skulptur, die Luminata Alterna, ist der Vorläufer zu dem Projekt: „ KUNSTWERK ERDE - con el volcan azul - Skulptur für eine Insel.“ Dazwischen war noch die Aktion : „ Open blue line, two flames and a golden sign.“ Diese drei gehören zusammen, darauf soll auch in dem Blauen Vulkan hingewiesen werden.

Vor kurzem fiel mir eine Notiz in die Hände, ein kleiner Zettel, auf den ich während der Aktion : „ Open blue line, two flames and a golden sign “, schrieb : „ Ach, hier wohnt der Künstler !“ 4 Personen.( 3 Frauen,1 Mann ) kamen von der Luminata Alterna zum Wohnwagen. Die Tür stand offen.( Gegen 1 Uhr nachts ) Darauf jemand vom Tisch, draußen, vom Bürgerhausrestaurant : „ Ein dreckiges Schwein ist das, ein dreckiger Penner ! “ ( Am Tisch sicher 4 Personen, kein Widerspruch.)

 

Später schrieb ich, nachdem sich die Vorfälle häuften, auf die Skulptur :

- Asylantenheim von IGADiM.

 

Zum Glück besteht die Luminata aus Stahl, was nicht verhinderte, daßdie Schwachstellen, Panzerglasscheiben vor den Monitoren, mit Hammer und Meißel in zäher Ausdauer zerschlagen wurden. Wie ich hörte, zur Zufriedenheit mehrerer Zuschauer, die diese Handlungen verfolgten. Ich stellte ein Schild auf :

Bürger, schützt Euere Anlagen !

 

Denn diese Skulptur gehört der Stadt Recklinghausen . Das Schild war am anderenTag verschwunden.

Es brauchte niemand etwas zu befürchten, sollte die Skulptur zerstört werden. Denn auch bei mehreren Sitzungen im dortigen Kulturausschuß wurde für die Beseitigung plädiert. Ein Partei - Ortsverein schrieb dem Künstler einen Brief, die Skulptur zu entfernen, man wolle sie nicht, die passe nicht in ihr Gebiet ! Gespräche fanden statt , dann war wohl die Einsicht, daß die Beseitigung sehr viel Arbeit machen würde und kostenintensiv wäre ; man nahm Abstand davon. Seit der Aktion in Weimar, am 19.6.99 , bei der wir Flugblätter verteilten, auf denen stand:

„ Die Kunst verdichtet sich immer mehr zu der Frage :

Wie gehen wir eigentlich miteinander um ? “

ist immer klarer geworden, daß diese Akteure, - hier und woanders -, nicht mehr abseits der Kunst - Aktionen stehen, sondern miteinbezogen werden müssen. Was sich da ereignete, das gehört dazu ! So wie das, was noch kommen wird. Hier lebt die „ Kunst “. Auch mit ihren „ Schattenseiten “, was zum Teil in erschreckender Weise deutlich wird. Einige reagierten mit einer Rücksichtslosigkeit, bei der man fragen muß, ob sich das „ Menschen mit Kultur “ noch bieten lassen dürfen ?! Hier sollte gehandelt werden, das darf nicht allein eine Angelegenheit des Künstlers sein ! Die Kunst fängt nicht erst - „ hoch oben “ - an ! Wer meint, solche Handlungen seien zu banal , nicht wichtig, der irrt ! Wenn davon gesprochen wird, „ jeder Mensch ein Künstler !“,- dann bitte sehr, geben wir uns Mühe, formen wir daran. Das ist eine Bewußtseinsfrage.

 

Wir sollten uns herausgefordert wissen , Kunst zu leben !

 

Eines ist klar :

Es ist leichter, sich gehen zu lassen, als sich höher auszugestalten!

 

Unumgänglich ist es, daß wir uns im Umgang miteinander mehr Mühe geben. Dabei geht es um jeden einzelnen von uns . Ducken wir uns da weg, hat das entsprechende Folgen. Kein Wunder, wie schwach das Miteinander, wie stark das Gegeneinander ist.

 

Schon längst ein Sturm, wo hier erst eine Brise ist !

 

Diesen Satz schrieb ich 1994 auf meinen Schirm, der vor dem Landgericht in Köln überschlug, als ich auf dem Weg zur Verhandlung war, die sich mit dem gestohlenen Beuys - Filz-Anzug Nr. 18 befaßte.

Diese „ Aktionen “, die sich dabei abspielten, wie Menschen, aus der „ Kunstszene “,dort agierten, das ließ mich aufhorchen ! Ein entsprechendes „ Bild “ dazu „ malte “ ich später bei einer Aktion auf und um die „ Ruhrskulptur “ im Jahre 199 . Silberlinge spielten dabei mit, ein Großfote des geklauten Filz - Anzugs und - auch „ Donnergrollen von Joseph Beuys “ war deutlich zu hören. Schiller sagte : „ Es herrscht der Erde Gott, das Geld !“ Bei ihm ist auch von „ der ästhetischen Erziehung des Menschen “die Rede.

 

 

Wenn „ am Menschen “ nicht gestaltet wird, weshalb befassen wir uns überhaupt mit „ Kunst “?

 

 

Bilder und Skulpturen wären dann nur noch zur Dekoration geschaffen. Der - el volcan azul - , der Blaue Vulkan, das ist eine Skulptur, die im Leben steht ! Die hat Spuren, - ihre hellen, wie auch ihre Schattenseiten ! Das paßt eben einigen nicht. Es könnte „ Unstimmigkeiten “ geben, man müßte da und dort in den eigenen Spiegel schauen ! Auf einem Plakat, im Fenster einer Hamburger Bücherei , im August 99, stand geschrieben : „ Die Welt ist voll Torheit, Dumpfheit, Inkonsequenz und Ungerechtigkeit ; es gehört viel Mut dazu, diesen nicht das Feld zu räumen und sich beiseite zu begeben .“ Das stammt von Goethe. Ich notierte mir das auf einen Zettel.

Auf unser Denken und Tun kommt es an, auf die Bereitschaft , darauf zu achten, daß ein würdevoller Umgang miteinander möglich wird, daß das Zusammentreffen von Menschen als ein Gewinn und nicht, wie es heute vielfach den Anschein hat, als Last , die man loswerden will, empfunden wird.

 

Wer sich heute abdreht, Rücksichtslosigkeiten, Aggressionen freien Lauf läßt, nach all dem, was wir aus der Vergangenheit ( die auch Gegenwart ist ) wissen, macht sich schuldig. Vor sich selbst, vor allen.

Wir können noch so viel drumherumreden : Kneifen wir vor Handlungen, die wir eigentlich tun müßten, dazu nicht die Courage finden, oder einfach zu feige sind, sie werden uns keine Ruhe lassen !

Viel eher sollten uns Erkenntnisse, Überzeugungen , die wir gewonnen haben, Mut machen , unsere Energien in sinnvoller, aufbauender Weise einzubringen. Daß sich dabei immer wieder welche in den Weg stellen, damit ist zu rechnen.

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Auch was da geschah,das hat mit KUNST zu tun.!
1999 verteilten wir in Weimar Flugblätter,darauf stand:
>Die KUNST verdichtet sich immer mehr zu der Frage: Wie gehen wir eigentlich miteinander um?<